Ich werde in letzter Zeit von Rufzeichen verfolgt! Rufzeichen sind Appelle, denen keine konkrete Tat folgt. Oder Forderungen, die sich eigentlich an den Absender (meist ein Politiker) selbst richten. Oder prinzipiell jedweder Satz, der mit „man müßte“, „man sollte“ oder auch „jemand müßte“ oder „jemand sollte“ beginnt.
Man glaubt ja nicht, was man an einem Abend der Deutschen Handelskammer in Graz (neulich) alles an Rufzeichen hört. Man müßte die Bildung umbauen, man sollte den Politikern ins Stammbuch schreiben. Man hätte unbedingt irgendwas irgendwie machen getan haben sollen.
Oder was man diese Woche bei den Medientagen hört. Man müßte die Bildung reformieren, man sollte den Qualitätsjournalismus retten. Man müsste den Verlegern sagen. Und so weiter.
Wir setzen kein weiteres Rufzeichen in die Welt. Wir tun was. Das Gegenteil vom Rufzeichen ist nämlich die Tat.
Alsdann. Wir gründen den „Fonds Selbständiges Österreich“. Und dieser Fonds finanziert sich – Trommelwirbel – aus der Besteuerung von Rufzeichen!!!
Die Steuerklassen im Überblick:
• Rufzeichen-Industrielle wie etwa die Herren Leitl, Woltron, Faymann etc., zahlen eine Jahrespauschale von sagen wir 30.000 Euro
• Geredeschuppen (also alle Veranstaltungen, die vermittels Key Notes, Podiumsdiskussionen oder ähnliche Formate Rufzeichen produzieren), bis zu 20.000 Euro, je nach Teilnehmerzahl und einschlägigen Clippings
Rufzeichen-Wiederholungstäter (ein Musterbeispiel war Hirschmanns Mantra von der Abschaffung der Länder, also Menschen, die seit Jahren das gleiche fordern, aber eh nichts dafür tun), Jahresabo ab 5.000 Euro
Rufzeichen-Stammtische, so eine Art Straf-Mandate für die einmalige Verwendung von „man/jemand müßte“-Sätzen, von 20 bis 70 Euro
Wir finanzieren aus dieser Steuer Projekte, die sich der Selbständigkeit verschrieben haben. Versprochen. Die ersten Steuervorschreibungen ergehen in den nächsten Tagen. Selbstanzeigen sind willkommen. fch
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